Es gipfelt.

Selten schreibe ich wirklich politisch. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich kann, ob meine Kenntnisse dazu reichen. Andererseits: Die Menschen, die in facebook-Kommentar-Leisten wütend herumbrüllen, persönlich werden, andere angreifen, Schein-Argumente wie Waffen verwenden, haben auch in den seltensten Fällen einen Abschluss in Politik-Wissenschaften, also what shalls.

Vorneweg: Ich kann es nicht mehr hören. Ich kann das Wort „Flüchtling“ nicht mehr hören. Ich kann nicht mehr hören, dass den Rettungsschiffen das Anlegen verweigert wird. Dass Politik-Verantwortliche Grenzen dicht machen wollen. Dass „die Ausländer“ an allem (was eigentlich genau?) schuld sein sollen.

Ich kann – und will – mir auch nicht vorstellen, dass ein Großteil der Menschen so denkt und in weiterer Folge bereit wäre, den Nachbarn notfalls mit der Pumpgun über die Grenze zurück nach Ungarn zu treiben, auf maroden Schlauchbooten wieder auf das Mittelmeer hinaus zu schicken. Männer, Frauen, 4-jährige Kinder, die Torturen sondergleichen hinter sich haben. Sowas geht nur, wenn entpersonalisiert wird, was das Zeug hält. Wenn Menschen nicht mehr als Menschen, sondern als personifizierte „Schuld an meinem Unglück“ wahrgenommen werden.

Und doch schreien so viele „Hurra!“. Freuen sich über die Politik. Weil sie sich endlich im Mittelpunkt wähnen, die scheinbar Kleinen, die hart Arbeitenden, die sich nicht genug wertgeschätzt sehen, die sich die dicke Villa von Innenminister Kickl nicht leisten können. Der eine berittene Polizei einsetzen will und dafür schon ein Pferd hat. Der Grenzschutzverteidigungs-Gedöns an der Grenze veranstaltet.

Ich kann das kaum fassen.

Wie viel Bildung wäre möglich, würde das Geld dort angelegt anstatt in einer berittenen Polizei? Wie viel Pflege oder Kinderbetreuung? Wie viele Dinge, die an Aufbau und nicht in Abriss, Pseudoschutz und Pseudosicherheit investieren?

Ich würde gerne in Frieden leben. Frieden in diesem Land und möglicherweise auch in anderen. In Frieden mit den Menschen um mich herum, wurscht welcher Herkunft und Hautfarbe, wurscht welchen Kontostandes und welchen Berufs. Wurscht welchen Alters.

Ich würde mir wünschen, dass man hilft, wo geholfen werden muss. Ich möchte nicht zerstören. Ich möchte meine Familie auf der anderen Seite der Grenze besuchen können, ohne sinnfreie Visa-Anträge stellen zu müssen. Ich denke, „die“ auf der anderen Seite würden auch deutlich lieber in Frieden leben.

Und – ja – da gibt es natürlich andere Kulturkreise. Und – ja – keiner hat etwas von einfach gesagt. Und – doch – ich glaube, wir schaffen das. Aber nicht mit Hass. Hass hat noch nie geholfen. Niemandem. Nie. Nochmal, weil es so wichtig ist: Hass hilft nicht. Hass macht blind, Hass macht Dummheiten und Hass macht einsam.

Wer zerstört, hat keine Zukunft.

 

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Schiffschaukel.

Es ist Juni und ich kann kaum glauben, dass der Sommer schon da ist. Beinahe jeden Tag können wir nach Arbeit und Kindergarten in den nahen Bodensee springen und diesen Luxus des leicht verfügbaren Badegenusses nutzen. Ja, Luxus, indeed.

Und dann liegt man gemütlich auf dem Handtuch als plötzlich von hinten laute 90er-Jahre-Boxenmusik in Gestalt von Haddaways „What is love“ und Uringeruch herüberwabern: Es ist Frühlingsfest. Also Kirmes, Rummel, wie auch immer man das bezeichnen mag. Schaubuden brüllen einem Angebote entgegen, drei Fahrten zum Preis von einer, es ist so laut, das man sein eigenes Wort nicht versteht und über einem dreht sich ein, ja, wie heißt das Ding überhaupt, mega-schiffschaukelartiges Etwas mit kreischenden Jugendlichen. Die Tochter ist begeistert. Außer von der Geisterbahn. Da steht schon draußen ein Skelett und angelt mit einer überdimensionierten Spinne nach Besuchern. Da mag sie lieber doch nicht mehr vorbei gehen. Nicht mal mehr vorbei gehen. Der Grusel wirkt ganz ohne Eintritt. Aber ansonsten findet sie es sehr super. Und wir? Lassen uns breitschlagen einen hart überteuerten knatschepinken Helium-Luftballon zu kaufen, den wir später nur mühsam mit dem Kinderrad-Anhänger nach Hause bekommen. Das Ding ist einfach zu groß.

Und dann kaufen wir uns noch irgendetwas sehr süßes, sehr fettiges in Tüten, packen Kind und Kegel in den Anhänger und suchen uns eine Stelle am See, wo wir zufrieden mit fettigen Fingern und sich langsam entspannenden Gehörgängen die Aussicht über den See genießen. Neben uns schwebt ein Einhorn im Wind, ich finde, es sieht zufrieden aus.

Manche Orte sind eben schrecklich. Und dann doch irgendwie auch ein bißchen schön.

5

Jetzt ist sie schon fünf. Kaum zu glauben. Plötzlich steigen die Plattitüden wie Luftballons an die Decke: Wie die Zeit vergeht! Nein, was ist sie groß geworden! Und seufzend schaue ich dem Flüggewerden des Nachwuchses zu. Und das alles ist gänzlich unironisch gemeint. Das ich das mal sagen würde – fühlen würde! – hätte ich auch nicht gedacht. Lass es krachen, kleines Mädchen, die Welt ist schön und wartet auf Dich! Alles Gute zum Geburtstag!

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Zeit.

Endlich habe ich sie mal. Zeit. Zeit, um aufzuräumen, Zeit, zu stricken, Zeit, Projekte anzugehen, die schon ewig auf Halde liegen und auf Realisation warten.

Und doch ist da dieser kleine Wicht im Kopf, der spricht: „Ich bin dein Gewissen! Du als Selbständige solltest arbeiten. Arbeiten und nochmal arbeiten. Du solltest niemals ruhen, denn dann springen deine Kunden davon. Du sollest Eigenmarketing betreiben, denn sonst wird das nichts und in einem Jahr kennt niemand mehr deinen Namen.“ Und dann lacht er dreckig, der Wicht, und ich glaube ihm ein bißchen. Weil ich gelernt habe, zu glauben.

Und dann kommt dieser befreiende Moment, in dem ein anderer Wicht – und den mag ich bedeutend lieber – in meinem Kopf mit Verve dagegen hält: „Du hast echt mächtig geschuftet! Jetzt fahr mal die Ernte ein, werde richtig gesund und tue, was schön ist!“ Und dann streckt Wicht B Wicht A die Zunge heraus und zeigt ihm eine lange Nase. Und Wicht A rumpelt noch eine Weile frustriert herum, um dann – vorläufig – mit einem gemurmelten „Mach doch was Du willst!“ meinen Kopf zu verlassen. Ich kraule Wicht B ein bißchen hinter den Ohren und beschließe ihm vielleicht ein Mützchen zu stricken. Denn die Zeit dazu habe ich ja grade.

 

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Neuland

Ich habe schon immer gesungen. Seit ich denken kann eigentlich. Und versucht mir autodidaktisch Instrumente beizubringen, was zu einer Zeit vor Youtube-Hilfsvideos und auf dem Land jot weh deh gar nicht so leicht war. Und so blieben meine Keyboard- und Gitarren-Fertigkeiten auch eher auf Lagerfeuerniveau. Vor einiger Zeit habe ich mir ein Herz gefasst und mit Gesangsunterricht begonnen. Ohne rechte Planung, erstmal für mich. Testen, was geht, was die Stimme tut, was Spaß macht. Und es macht Spaß. Holla, was macht mir das Spaß. Jetzt hat meine Gesangslehrerin beschlossen mich auf die Bühne zu bringen. Als Band, als Duo, ganz egal. Und tatsächlich: Gestern hatte ich eine Art Casting bei einer frischen, sehr versierten Band im Bereicht Jazz/Funk. Holla, was hat das Spaß gemacht (sagte ich das schon? Egal, nicht oft genug). Jetzt warten wir auf die Entscheidung.

Ob es klappt, ob es nicht klappt ist nicht direkt egal, natürlich nicht. Aber überhaupt die Gelegenheit zu bekommen, sich am Mikro mal auszuprobieren ist so wunderbar! Zu schauen, ob die Chemie passt. Ob Instrumente und Stimme zusammen finden. Ob es groovt.

Ich bin sehr gespannt, ob und wie es da weiter geht.

Und heute darf ich schon wieder ans Mikro. Als Co-Moderateuse eines Poetry-Slams. Irgenwie sagt die Bühne grade deutlich „Hallo!“ zu mir. Und ich frage gerne zurück: „Wie geht’s?“ Und dann schauen wir mal, wie wir uns vertragen, was sich da für eine Beziehung entspinnt, zwischen der Bühne und mir.

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Ich packe meinen Koffer…

… und hoffe, dass auch alles drin ist, was wir für eine gute Woche Andalusien brauchen. Packen mit Kind ist so eine Sache. Drei Dinge rein in den Koffer, zwei wieder raus, dafür drei andere rein. Dann, wenn nicht hingeschaut wird, fünf blinde Passagiere eingeschleust: Eule, Plüschpony und Drache müssen aber dann doch zuhause bleiben, sonst gibt es Ärger mit der Airline. Und in dem ganzen Durcheinander versucht man die Prioritäten nicht aus den Augen zu verlieren: Irgendwas war noch, Moment, ah, hm, ha! Jetzt weiß ich wieder! Pässe! Und Flugtickets! Sakrament!

Am Ende hat das Kind meist mehr als genug dabei und bei mir fehlen so unwichtige Details wie Unterwäsche. Aber was wäre Urlaub ohne ein bißchen Abenteuer und den Versuch in der spanischen Pampa am Sonntag ein paar Slips zu bekommen.

Und irgendwie steht dieses Szenario grade für den Alltag. Viel zu viele Dinge, die scheinbar wichtig sind, wichtige Dinge, die in den Hintergrund treten. Vielleicht gelingt es ja, in den nächsten Tagen, die Waage wieder zu Eichen und auch im normalen Leben danach besser in die Balance zu sein.

Mal gucken, ob Strand, Vorfrühling und ein deutlich höheres Maß an Sonne dazu beitragen.

In diesem Sinne, hasta luego und bis die Tage! Ich schicke die Sonne rum, wenn ich ihr über den Weg laufe.

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Faszination des Grauens.

Ich gebe zu: Ich bin ein bißchen betrunken, während ich diesen Text in den Laptop tippe. Und versuche parallel mich mit Snickers-Mini-Würfeln ins Zuckerdelirium zu schießen. Weil: Vor mir im Fernsehen läuft: „Schlagerchampions“. Untertitel – bitte anschnallen – „Das Große Fest der Besten“.

Wie konnte es soweit kommen? Ich, als eingefleischte Indie- und FM4-Hörerin, die sich mit Jazz befasst und manchmal Klassik mag sitzt vor dieser, pardon, Zombie-Veranstaltung? Ich bin nicht sicher. Plötzlich war die Tagesschau vorbei und bunte LED-Lichter verhießen gleichermaßen Großes wie Tragisches. Ich blieb dran. Es erschien Florian Silbereisen. Mit gewohnten V-Ausschnitt-T-Shirt, skinny Jeans und Biker-Boots. Dazu ein pflichtschuldig bei jedem Song auf eins und drei klatschendes Publikum und – nunja – Künstler. Eine junge Frau, die ihren Song in Schwarz beginnt, sich die Klamotte anschließend vom Leib reißt, um ihr dann weißes Kostüm mit bunten Farben anschmieren zu lassen. Hey, Holi-Festival ist grade in, das zieht! Ein Duo, das aussieht wie die Auferstehung von Modern Talking, sich Fantasy schimpft, und etwas von „Geistern der Nacht“ singt. Der eine Typ dunkelhaarig, der Blonde klopft hin und wieder auf die E-Gitarre, alles schon gewesen. Dann Flori als Boyband-Hupfdohle in seiner Band Klubbb3. Ich bin mittlerweile bei Bier hoch drei und habe den Mund durchgehend offen. Circa 15 Tenöre – oder waren es 12 – singen ein Lied von Dalia Lavi, die im Mai 2017 verstorben ist. Währenddessen stehen verschiedene Familienangehörige der Verstorbenen am Bühnenrand und kämpfen mit den Tränen. Das ist nicht berührend, das ist übel. Und jetzt: Helene Fischer. Die sich zwischendurch – Kicherkicher – dringend umziehen muss, na da kann doch der Flori helfen.

Das ganze wirkt wie ein Mash-Up aus allem, was irgendwie nach Einschaltquote riecht: Pomp meets Pyrotechnik meets youporn meets Großraumdisko und irgendwas mit Gefühl. Ich schätze die Worte, die heute Abend am häufigsten meinen Gehörgang touchiert haben sind: Liebe, Nacht, Du, Himmel, Sterne und Herz.

Und doch gibt es da diesen einen Moment, der die Sterilität der wie in Frischhaltefolie eingepackte Sendung sprengt, der einen Riss in die PET-Hülle reißt: Die 80jähre Nana Mouskouri scheint tatsächlich live zu singen. Leise. Nicht immer auf den Punkt. Und sie singt: Lily Marlen. Und Hey Jude. Und die Leute singen mit. Und ganz kurz blitzt ein Hauch Authentizität durch.

Ganz kurz.

Dann wenden wir uns ganz schnell wieder den cheesy Schlager-Schmier-Fetzen zu:

Nur Du und ich, was andres brauch ich nicht.
Wenn man dran glaubt, dann werden Träume war.

Ich trinke noch mein Bier aus und dann werde ich vermutlich träumen. Von Geistern in der Nacht. Achterbahn. Himmel, Sterne und ein Lichter-Meer. Bevor Du mich tausend mal betrügen kannst oder endlich nein sagst. Sag mal spürst Du das? Und morgen früh hoffe ich inständig: Du holst mich hier raus. Whoop-Whoop.

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Faszination des Grauens. was originally published on Grafikbüro Grünkariert

So viel.

Seit Herbst kein Beitrag mehr: Ja, es war eine Menge los. Und nichts. Je nach Blickwinkel. Tatsächlich lerne ich grade wieder, das eine Blickwinkel-Verstellung hin und wieder mindestens gut, manchmal sogar Not tut. Aber von vorn.

Der Herbst und sein Wetter zwischen wahlweise eis- oder nasskalt und schmierig warmem Föhn haben mir im Oktober eine veritable Nasennebenhöhlenentzündung verpasst. Mühsam, aber nicht dramatisch, sagt der Doktor, einfach Ruhe halten. Das wiederum ist dramatisch, wenn man selbständig und nebenbei Mutter ist. Aber es war machbar. Einigermaßen. Das Ergebnis von einigermaßen machbar war entsprechend: Einigermaßen gesund. Einigermaßen war nicht genug, sagte mein Körper und setzte vier Wochen später eine fröhliche Bronchitis obendrauf. Jetzt war wirklich totale Ruhe nötig und auch möglich. Entsprechend bin ich jetzt, nach fast sechs Wochen, wieder so gut wie auf dem Damm.

Wenn das Hirn sich in Grütze verwandelt und aus den diversen oralen und nasalen Öffnungen quillt, wird das Denken unmöglich. Jetzt, wo im Kopf wieder der Aggregatzustand „fest“ herrscht, folgen hoffentlich vor der Sommersonnenwende wieder diverse Blog-Beiträge. Das jedenfalls wäre der Plan.

Und was den Blickwinkel angeht: Irgendwann wird klar, das weitermachen wie immer nicht geht. Ich schätze, darauf sollte man hören. Das werde ich jetzt nach Kräften versuchen. Also: Hello, Advent, hilf mir, die Ruhe beizubehalten, die mir meine gesundheitlichen Querelen beschert haben.

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So viel. was originally published on Grafikbüro Grünkariert

Autumn

Der Herbst ist da und ich mag ihn sehr. Die gelben Blätter und die roten. Die nachlassende Kraft der Sonne. Den Wind, der altes von den Bäumen fegt, um Platz für Neues zu schaffen. Der Herbst hat für mich eine Ruhe und eine Kraft, etwas melancholisches und verabschiedendes, etwas raumöffnendes und klärendes. Ich mag ihn, den Herbst.

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Autumn was originally published on Grafikbüro Grünkariert

Über den Anstand

Kurz und knapp vorweg: Herr Hacke, ich liebe Sie. Haben Sie doch genau das Buch geschrieben, dass ich mir seit einiger Zeit wünschte. Aber von vorn.

Schon vor längerer Zeit fiel mir auf, wie unglaublich respektlos, schreiend und polternd Menschen in Online-Medien aufeinander losgehen. Nicht wirklich aufeinander, eher, gegen den Autor des kommentierten Artikels, gegen den Artikel selbst, gegen andere Kommentatoren, manchmal auch gegen die Welt an sich. Und gerne auch gegen „die da oben“. Weil „die da unten“ ja nichts haben. Und nichts kriegen. Und im Zweifelsfall in Bälde, also im Falle einer Islamisierung des Abendlandes oder schlicht der nächsten Firmenpleite – nicht mal VW ist mehr sicher! – alles verlieren.

Was für ein Wust aus Panik, Wut, Angst und Hysterie in voller Lautstärke. Und dazu: Trump. Der polterndste, dümmste, mit Abstand geltungsgeilste Vogel unter der Hemisphere, der per Twitter, PER TWITTER!, regiert, mit 120 Zeichen weltpolitische Krisen auslöst und das wird gewissermaßen achselzuckend hingenommen. Ja geht’s noch? Woher kommt das? War das schon immer so? Gab es vielleicht immer schon Orte, die ich in meiner gutbürgerlichen Bildungsblase nie wahrgenommen habe? Geht es uns vielleicht wirklich schlecht? Hat der, der am lautesten schreit am Ende recht? Mein Bauch sagt: Nein.

In sehr masochistischen Momenten lese ich mich durch ganze Foren. Und mein Kopf fährt Karussell auf der Suche nach Argumenten. Nach dem Aber. Aber es geht uns doch gut. Aber müssen wir uns so anschreien. Aber warum unternimmst Du nichts, wenn es so furchtbar ist? Meistens halte ich die Klappe. Weil ich nicht sicher bin, ob ich die besseren Argumente habe. Weil einiges so unglaublich abstrus ist, das mein Logikzentrum im Hirn Error anzeigt. Weil ich manchmal Themen nicht so weit durchschaue oder erst mal für mich recherchieren, klarer haben will, bevor ich mich schwarz oder weiß oder grau dazu äußere. Und weil ich manchmal das Gefühl habe, dass hinter dem ganzen lauten Theater etwas liegt. Das es eben nicht ausschließlich darum geht Angela Merkel zu diffamieren.

Und dann stolperte ich über den Buchtitel: „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen.“ Geschrieben hat dieses – auch noch wunderschöne Büchlein – Axel Hacke, vielen bekannt als Kolumnist im SZ Magazin.

Ohne erhobenen Zeigefinger, einfach mit einem sehr klugen, historisch bewanderten, wunderbar belesenem Blick auf das Thema Anstand beleuchtet er zielsicher meine Fragen.

Eine riesengroße ans-Herz-lege-und-Leseempfehlung, für alle, die sich auch manchmal ebensolche und andere Fragen fragen.

 

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