Über soziale (Un-)Gerechtigkeit.

Man könnte soviel sagen dazu. Über die Schere zwischen arm und reich. Darüber, dass in Österreich 335 Menschen ein Drittel des Finanzvermögens besitzen. Darüber, dass 50% der Privathaushalte weniger als 5% besitzen. Darüber, dass soziale Ungleichheit ein empirisch nachgewiesener Faktor ist. Marlene Engelhorn tut das und sie tut es deutlich eloquenter als ich hier in meinem Blog-Beitrag. Ich tue es auch leicht wutschnaubend, komme ich doch von einer Veranstaltung, in der ein Self-Made-Unternehmer schulterzuckend versucht zu erklären, dass es halt in diesem System immer Gewinner und Verlierer gibt und für manche nur ein Trostpreis bleibt. Als eine Dame sich einschaltet, um zu fragen wie er das meine, schließlich sei sie Chefin der Schuldenberatung und sehe täglich Menschen, die unverschuldet die sogenannten „Trostpreise“ hätten, 42 Wochenstunden Arbeit zum Trotz, weil Leistung sich eben nicht lohne, meint er, naja, Trostpreis sei ja nett gemeint, etwas Schönes. Man könnte so viel sagen darüber, dass in Österreich 22% der Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet sind, darüber, das 1% Vermögenssteuer ab einem Vermögen von 1 Mio. Euro genau 10.000 Euro wären, dass das vermutlich aus der Portokasse zu bezahlen wäre. Darüber, dass mehr als zwei Drittel der von Altersarmut betroffenen Menschen weiblich sind und sich vermutlich die meiste Zeit ihres Lebens eher nicht auf den Bahamas gesonnt haben. Man könnte so viel dazu sagen.

Allerdings: Es wird nicht zugehört. Nicht verstanden. Von dieser privilegierten, ja weißen, ja männlichen Schicht, die sich auf der Gewinner-Seite sonnt. Die Empathie schon ganz zu Beginn der Karriere bei Ernest & Young am Garderobenständer abgegeben hat. Die tatsächlich denkt, sie und nur sie allein hätten dafür gesorgt, dass sie im oberen Perzentil der Vermögensverteilung gelandet sind. Durch eigener Hände Arbeit. Warum bemühen wir eigentlich immer noch die Gebrüder Grimm, wenn es dererlei moderne Märchen gibt? Denn wenn sie nicht gestorben sind, erzählen sie diese vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Mär solang es ihnen zum Vorteil gereicht. Weil die Gewinner, die sind sie. Und die Verlierer, das sind alle anderen.

(Quelle: Huinink/Schröder 2019)

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