Muffensausen.

So. Da hat man die also alle gewählt, wie sie jetzt da sitzen. Bolsonaro, Trump, grade frisch wieder Duda in Polen, Erdogan und Co. Und dann kommt Corona. Also ein tatsächliches, reales, bedrohliches Problem, für das es vorläufig nur wenige Experten gibt, auch wenn sich sehr viele dafür halten. Und plötzlich bröckeln Fassaden. Covid19 zeigt sich unbeeindruckt von Message Control, von „Es wird schon verschwinden, weil ich bin Experte in allem“-Sagern, unbeeindruckt davon niedergeschrieen und herabgewürdigt zu werden, diese freche „kleine Grippe“. Stattdessen steckt es dann einfach mal Bolsonaro an. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Es fühlt sich so an, also ob diese alten weißen, an dieser Stelle mag ich gerne noch hinzufügen: cholerischen Männer, sich grade ins Höschen machen. Weil ihre Strategien nicht mehr funktionieren. Nur mehr laut sein, lauter als andere, provokanter als andere, funktioniert nicht mehr. Der „starke“ Mann ist abgemeldet.

„Der Präsident reagiert auf all das aggressiv bis hilflos. Beispielsweise in der Corona-Krise“ lese ich auf Zeit Online über Bolsonaro.

„Der Präsident bekommt Muffensausen“ steht auf sueddeutsche.de in der Headline über Trump. Muffensausen ist ein zauberhaftes Wort by the way, das sollte ausdrücklich wieder öfter verwendet werden. 15-Prozent-Punkte liegt Trump aktuell hinter seinem Herausforderer Joe Biden, der eigentlich nichts dafür tun muss vorne zu bleiben, außer hin und wieder mal einen vernünftigen – ach was sag ich – einen grammatikalisch korrekten – Satz abzusetzen.

In Krisen sind anderes Skills gefragt. Umsicht. Experten zuhören. Abwägen. Unaufgeregt kommunizieren. Fehler zugeben. Strategien anpassen.

Vielleicht gucken wir mal in die zweite Reihe. In die leiseren Reihen. Und hören zu. Da gibt es gute Ideen Dinge zu tun. Dinge zu ändern. Nachhaltige Vorschläge. Menschen, die nur darauf aus sind, sich im Licht ihrer Position zu sonnen, helfen der Welt nicht weiter.